Jannik Arbogast berichtet aus dem Trainingslager in Kenia

Trainingslager KeniaBereits seit fast zwei Wochen ist Bundeskaderathlet Jannik Arbogast nun mit dem Langlaufkader in der kenianischen Höhenluft in Iten unterwegs. Direkt von der Unterkunft der deutschen Mannschaft, dem Kerio View Hotel, schildert Jannik seine Eindrücke aus dem ostafrikanischen Läufer-Mekka: „Nachdem ich letztes Jahr die Höhenluft in Flagstaff (Arizona) kennenlernen durfte, ging es diesmal zusammen mit dem Bundeskader noch ein Stückchen höher hinaus: Iten in Kenia (2.400m ü. NN) lautete das „exotische“ Ziel, das ich neugierig erwartete.
Trainingslager KeniaDie Anreise gestaltete sich zunächst lang und anstrengend (>25h), doch wenn man erst einmal hier angekommen ist, gibt es kaum schönere Lauflandschaften. Jeder Kilometer ist mit einigen Höhenmetern verbunden und der typische rote Sand macht das lockere „Rollen“ in einem Dauerlauf unmöglich. Die Temperaturen liegen bei angenehmen 28°C. In den letzten Tagen regnete es zwar ab und zu, was aber sehr angenehm ist, da die Luft dann schön frisch wird und die Pisten nicht mehr so stark stauben.
Nachdem in der höhenbedingt notwendigen Anpassungsphase noch recht locker trainiert wurde, haben Tempo und Intensität inzwischen deutlich zugenommen.

Trainingslager KeniaWenn am Vormittag eine schnellere Einheit ansteht, dann fängt der Tag mit einem Auftakt an. D.h. um 6:30 Uhr loslaufen und 4 – 6km locker traben. Beim anschließenden Frühstücksbuffet fehlt es an nichts, generell ist die Küche super. Möchte man eine spezielle Speise, kann man das einfach bestellen.
Anschließend hat man dann kurz Zeit, sich ein wenig auszuruhen, ehe es gegen 9-10 Uhr in die nächste – wie auch immer zu erledigende – „Laufrunde“ geht. Bei einem Dauerlauf passiert es nicht selten, dass eine Kuh oder ein paar Schafe auf der Strecke stehen. Auch im Stadion sind hin und wieder einige Schafe unterwegs. Das stört aber nicht, man läuft einfach drum herum und weiter geht´s…. Auch kommt es öfter vor, dass junge Schulkinder ein paar Meter mitlaufen – und nein, nicht jedes kenianische Kind ist bereits ein Supertalent.

Trainingslager KeniaIm Übrigen ist man hier in Kenia in der Tat hauptsächlich zu Fuß unterwegs oder man stellt sich an den Straßenrand, hebt die Hand und lässt sich von einem Motorrad/Matatu mitnehmen.
Nach dem Mittagessen geht es immer zur „Physio“, danach macht man einen Mittagsschlaf oder trinkt einen Kaffee und tauscht sich mit den übrigen Läuferkollegen aus, bevor schließlich so um 17-19 Uhr die Nachmittagseinheit folgt. Nach einem anstrengenden Training freut man sich dann auf das Regenerationsbecken. Sobald wir Athleten eintreffen, wird Eis gebracht um die Durchblutung der Muskulatur zu verstärken und die Erholung zu fördern. Montags, mittwochs und freitags treffen sich im Übrigen die Kenianer früh morgens um 6:15 Uhr zum Dauerlauf. Dann laufen auf einen Schlag knapp 100 Kenianer los. Unvorstellbar in Deutschland …

Trainingslager KeniaDienstags ist der berühmte Trackday. Dort werden ab 6:30 Uhr Tempoprogramme im Stadion abgespult, wo sich eine einfache Aschenbahn mit einer ungefähren Länge von 403 Metern befindet. Die Innenbahn ist allerdings von einer Spurrille durchzogen, die für uns Europäer, die wir gepflegte Verhältnisse gewöhnt sind, eine Gefahrenquelle für Verletzungen darstellt.
In meiner Spitzenwoche habe ich hier über 195 Kilometer zusammengebracht. Nach einem Ruhetag geht es nun in den zweiten Trainingsblock, in dem ich das Niveau halten möchte.

Ab dem 3. April heißt es für mich dann wieder Rückkehr nach Deutschland, wo ich hoffentlich den höhenbedingten Trainingseffekt und meine neue kenianische Erfahrung in gute Leistungen ummünzen kann.