Rückblick Cross EM 2014 Samokov

Melina Tränkle, Jannik Arbogast, Cross EMEs sind schon mehr als 14 Tage seit der Cross EM vergangen.
Das Rennen, die Erfahrungen, die Emotionen und die Eindrücke sind verarbeitet.

Dieses Jahr absolvierte ich eine sehr gute Vorbereitung und fuhr voller Freude und Zuversicht zur Cross EM, auch, weil wir mit einer Mannschaft am Start waren.

Am frühen Freitagmorgen ging es mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen. Dort trafen sich fast alle Athleten und Trainer, um die Reise nach Samokov anzutreten. Mit einer Dreiviertelstunde Verspätung hob der Flieger ab. Das störte uns kaum. Somit hatten wir Zeit uns auszutauschen, denn so oft sieht man seine Kollegen oder auch Konkurrenten 😉 nicht.
In Sofia wartete bereits ein Bus, der uns in das Hotel Rila brachte. Nach einer einstündigen Busfahrt, vorbei am Iskar Reservoir (größter Stausee Bulgariens) erreichten wir Samokov,  ein Skigebiet mit vielen kleinen Restaurants, Hotels und Tourismusgeschäften. Mit interessierten Blicken schauten wir auf die Wohnblocks des verarmten Landes. Hin und wieder standen am Straßenrand große Werbeplakate der Cross EM.
Die meisten Nationen reisten ebenfalls am Freitag an. So hatten wir am Flughafen in Sofia  bereits die Konkurrenz aus Spanien und vereinzelt Athleten aus der Türkei und Irland gesehen.
Hotel Rila, Cross EM Hotel Rila, Cross EM Die schon eine Woche zuvor angereisten U20 Athleten aus Deutschland begrüßten uns herzlich. Nachdem unsere Zimmer bezogen waren, gingen wir bei Dunkelheit noch eine kleine Runde laufen. Die Straßen waren sehr glatt . Nach diesem langen Tag freuten wir uns sehr auf das Abendessen. Anschließend wurden wir vom DLV Vizepräsident Matthias Reick begrüßt und alle 25 Läufer wurden über den Ablauf der nächsten Tage informiert.
Nach dem Frühstück ging es auf die Strecke. Wir waren alle sehr gespannt, denn die jüngeren Athleten berichteten, dass die Strecke sehr matschig sei und wie ein Acker aussehen würde. Da es nachts fast zweistellige Minusgrade gab, war die Strecke komplett gefroren. Lediglich die ersten paar Zentimeter an sonnigen Stellen waren aufgetaut und daher matschig. Der Rundkurs war extrem uneben und mit dem gefrorenen Boden gefährlich. Nach der Streckenbesichtigung hatten wir ein wenig Sorge bezüglich Verletzungsgefahr. Abends kam dann die Nachricht, dass die größten Unebenheiten mit Sand aufgefüllt wurden.
Startgerade Cross EMWir bekamen unsere Startunterlagen und legten die Abfahrtszeit für den Wertkampftag sowie die Aufstellung in unserer Startbox fest. Langsam wurde es ernst – ein Kribbeln und Wettkampfstimmung kam auf.
Am Wettkampfmorgen wurden wir eindrücklich darauf hingewiesen, dass der Crosslauf vor allem ein Mannschaftsevent sei. Nicht umsonst hieß dieser auch bis 1972 Cross der Nationen.
Unser Mannschaftsziel war Platz 6. Um dies zu erreichen, müsste jeder Läufer um Platz 32 ins Ziel kommen. Ein Busshuttle brachte uns zur Strecke. „Jetzt beginnt es wirklich… Nur noch wenige Minuten“.
Die letzten Vorbereitungen: Nochmals die Strecke abgehen, Einlaufen, Gymnastik, Steigerungen, dann in den Callroom, den Chip am Spike befestigen und das Trikot überstreifen.
Cross EM ZielJedem Läufer sah man die große Sorge an : am Start nur nicht zu stürzen. Unsere Startaufstellung war wie folgt: Jonas Koller, ich, Hendrik Pfeiffer, Marc Steinsberger, Konstantin Wedel. Gleich nach dem Start lief ich etwas nach außen, um Platz für meine Mannschaftskollegen hinter mir zu machen. Ich erwischte einen guten Start. Hendrik und Jonas liefen gleich durch und sortierten sich weit vorne ein. Zuerst absolvierten wir zwei kleine Einführungsrunden, ehe dann sechs große Runden anstanden. In den beiden Einführungsrunden befand ich mich im letzten Drittel. Mein Ziel war es hinten raus Druck zu machen. Die Strecke war bergig und aufgrund der Witterungsverhältnisse sehr anspruchsvoll. An den Schattenstellen war die Strecke komplett gefroren. Runde fuhr Runde konnte ich ein paar Plätze gut machen, aber die Strecke lag mir nicht so recht. Die anspruchsvollen Steigungen sowie der ständig wechselnde Untergrund ließen mich keinen Rhythmus finden. Von unseren deutschen Kollegen wurden wir lautstark angefeuert, was mich unheimlich motivierte. Dann hörte ich vor mir einen Schrei und sah nur noch, wie Jonas wieder aufstand und weiter rannte. Doch er fand seinen Schritt nicht mehr und ich überholte ihn wenig später. „Hoffentlich ist nichts schlimmeres passiert“, dachte ich. An den Anstiegen konnte ich immer ein wenig Boden gut machen, welchen ich aber bei den Abstiegen schnell wieder verlor. Hendrik sah ich ab und zu weit vor mir laufen. „Das wird ein gutes Mannschaftsergebnis“, überlegte ich mir, denn Marc war nicht weit hinter mir. In der letzten Runde konnte ich nochmal an Tempo zulegen und ein paar Läufer überholen. So um Platz 30 kam ich ins Ziel. Aber in den ersten Minuten konnte ich mich nicht so recht freuen, da die Muskeln noch richtig brannten. Hendrik erwartete uns am Ziel. Marc lief direkt hinter mir ein. Konstantin erreichte als 45ter das Ziel. Auf Jonas warteten wir vergeblich.
Mein Rundenverlauf im Überblick. In Klammer die Platzierung:
1:54 (44) – 1:54 (44) – 3:41 (35) – 3:44 (32) – 3:48 (31) – 3:51 (30) – 3:53 (29) – 3:43 (27).

Hendrik und ich waren ausgewählt worden bei der DLV Presse noch ein kleines Interview zu geben. Jonas lag mit aufgeschürften Knien im Krankenhaus und musste genäht werden. Danach fuhr er mit einem Rollstuhl durch die Gegend. Das dämpfte natürlich unsere Stimmung ein wenig. Auf diesem Weg wünsche ich nochmals gute Besserung.

Mit der Mannschaft haben wir einen guten 6ten Platz belegt.  Ziel erreicht! (Hendrik 17ter, Marc 33ter, Konstantin 45ter und ich 27ter). Durch die ganzen Erlebnisse wuchsen wir als Team noch enger zusammen. Am Abend fand eine große Sportlerparty statt und wir feierten ausgiebig.

Nach diesem genialen Wochenende traten wir gleich am Morgen die Rückreise nach Deutschland an. Mir gab das Wochenende Motivation für den nun anstehenden Übergang zu den Männern.
Das war mein letztes und größtes Rennen in der Altersklasse U23.

Cross EM MannschaftBericht auf www.blv-online.deleichtathletik.de und lgr-karlsruhe.de

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