Testbericht für Läufer

Mein Test mit der Polar Vantage V

Die Polar Vantage V ist derzeit eine der angesagtesten Laufuhren. Doch wie schlägt sie sich aus der Sicht eines Leistungssportlers? Ich habe die Polar Vantage V zwei Monate intensiv genutzt. Vier Punkte sind mir dabei besonders aufgefallen.

Ich bin Jannik Arbogast
…ein Leistungssportler der LG Region Karlsruhe und kann mittlerweile auf 15 Jahre Laufen zurückblicken. Der Gewinn der 10 km Straßenlauf-Meisterschaften 2018 war, neben meinen vier internationalen Einsätzen, mein bislang größter Erfolg. Wöchentlich spule ich ungefähr 80 bis 100 km ab. Meine Trainingseinheiten sind dabei sehr vielfältig gestaltet: vom einfachen Dauerlauf, über Dauerlauf-Intervalle, Fahrtspiel, Tempoläufe und kurze Sprintintervalle. Von Beginn an trage ich Laufuhren. Anfangs eine Polar, später eine Garmin und jetzt wieder eine Polar. Auch die Apple Watch habe ich einmal getestet.

In diesem Beitrag stelle ich Dir meine Erfahrungen mit der Polar Vantage V vor. Ich verzichte bewusst darauf, die vielen Funktionen der Uhr vorstellen, sondern werde die hauptsächlichen Punkte für mein Lauftraining wie GPS, Höhenmeter, Geschwindigkeit, Leistung und Einstellung der Trainingsansichten darstellen. Am Ende des Artikels stelle ich aus meiner Läufersicht die besten Funktionen dar, denn in meinen Augen liegt der Unterschied zwischen den Laufuhren im Detail. Aber lest am besten selbst nach:

Aktualisieren der GPS Daten

Beginnen möchte ich mit dem GPS Signal. Denn laut Hersteller ist es wichtig zu wissen, dass die Uhr regelmäßig mit den Handy verbunden werden sollte. So werden die GPS-Daten mit dem Handy synchronisiert, welches vor allem an neuen Orten zu Beginn eines Laufes gemacht werden sollte. Auch bei gleichbleibenden Laufstrecken sollte regemäßig mit dem Handy eine Kopplung erfolgen, da die aktuellsten, neusten „Filter“ für das GPS geupdatet werden. Am Besten die Uhr regelmäßig mit dem Handy koppeln, idealerweise vor dem Lauf.

GPS-Startpunkt und Streckenaufzeichnung der ersten beiden Kilometern

Als zweites zeige ich euch das GPS Signal des Startpunktes sowie die Streckenaufzeichnung der ersten beiden Kilometer. Während meiner Crossvorbereitung bin ich regelmäßig und auf dem gleichen Weg den Turmberg in Karlsruhe hochgerannt. Dabei ergaben sich gewisse Routinen und gut erkennbare Abweichungen auf den ersten beiden Kilometern. Den Startpunkt zwischen den dreistöckigen Häuserblöcken erkennt die Uhr mit einer gewissen Abweichung (erkennbar am grünen Punkt auf den Abbildung der nächsten Seite). Die Serpentine (am Trinkbrunnen, kurz vor Kilometer zwei) wird jeweils erfasst, wenn auch unterschiedlich. Es pendelte sich ein, dass der erste Kilometer normalerweise, direkt nach dem Abbiegen auf die Reichhardtstraße, nahezu konstant war (Lauf am 30.Oktober & 7. Dezember). Abweichungen sind bei den beiden anderen Läufen zu sehen. Dementsprechend war der zweite Kilometer ebenfalls unterschiedlich. Für alle fleißigen Kilometersammler zählt folgende goldene Regel, vor allem bei Läufen in der Gruppe: „Es zählt die Uhr mit den meisten Kilometern ;)“

Deutliche Abweichung des Signals von den Realität.
Das kommt der Realität am nächsten und stimmt mit den meisten meiner Läufe überein.
Eckigeres Signal, obwohl neben der Straße der Weg gerade nach oben führt.
Der Startpunkt ist verschoben, aber im normalen Bereich. Kilometer eins ist nach dem Abbiegen, wie bei den meisten Läufen

Abbildungen 1 bis 4: Zu sehen sind die ersten beiden Kilometer, die jeweils identisch gelaufen wurden. Die Abweichungen im Startpunkt und auf den ersten beiden Kilometern liegen im Normbereich.

Laufbandtest

Normalerweise renne ich nur zum medizinischen Test auf dem Laufband. Für einen Schuhtest rannte ich mehrmals Indoor. Dabei konnte ich die Polar Vantage V mit dem Protokoll des Universitätslaufbandes vergleichen. Das Laufband zeigte jeweils eine Gesamtstrecke von 19.919 Metern an. Natürlich wich die Polar Uhr von diesem Laborergebnis ab, jedoch war ich überrascht wie genau es die Entfernung gemessen hat. Bei der ersten Messung habe ich die Polar Vantage V erst später abgestoppt und bin noch ein paar „Meter im Labor“ herumlaufen. Aus dem Dateiexport habe ich mir die Kilometerstrecke nach der exakt gleichen Zeit wie auf dem Laufband herausgeben lassen. Diese war 19.398 Meter und wich damit um 521 Meter ab. Im zweiten Lauf zeigte die Uhr wieder eine nahezu identische Distanz von 19.345 Meter. In Prozent sind das ~2,6 und wie ich finde liegt dies, genau wie das GPS Signal, innerhalb der Norm. Am Diagramm des Tempo (blaue Linie) kann man erkennen, wie die Uhr die Geschwindigkeit erkannt hat. In der Realität bin ich 2 km konstant bei 4:00/km gelaufen, anschließend zweimal 8 km in 3:31/km und einem abschließendem 2 km Lauf in 4:00/km.

Ein Test auf dem Laufband zeigt, dass die Uhr nur um 521 Meter abwich. Die Beschleunigungssenoren der Uhr erkennen eine unterschiedliche Geschwindkigkeit (blaue Linie), obwohl eine konstante Geschwindigkeit in jeder Stufe gelaufen wurde.
Ein Test auf dem Laufband zeigt, dass die Uhr nur um 521 Meter abwich. Die Beschleunigungssenoren der Uhr erkennen eine unterschiedliche Geschwindkigkeit (blaue Linie), obwohl eine konstante Geschwindigkeit in jeder Stufe gelaufen wurde.

Abbildungen 5 und 6: Ein Test auf dem Laufband zeigt, dass die Uhr nur um 521 Meter abwich. Die Beschleunigungssenoren der Uhr erkennen eine unterschiedliche Geschwindkigkeit (blaue Linie), obwohl eine konstante Geschwindigkeit in jeder Stufe gelaufen wurde.

Identische Läufe im Vergleich - Runde 1

Interessant sind die Läufe zu vergleichen, die neben der Strecke auch noch ein gutes Höhenprofil aufweisen. Bei mir erweist sich das Finden solcher Läufe als schwierig, da ich meistens ein Teilstück im Sinne der Vielfalt und Abwechslung anders renne. Hier zwei Läufe vom 24.Oktober und 17. November im Überblick, wobei ich den Lauf im November etwas später aufgehört habe und daher die graue Übersicht unter dem Graphen als identischer Lauf herangezogen wird.
Der Unterschied von 18,7 km zu 18,6 km ist marginal. Die Höhendaten variiren stärker mit 430 m Aufstieg zu 400 m Aufstieg.

Zwei profilierte identische Läufe im Vergleich. Der Unterschied von 18,70 km zu 18,61 km ist marginal. Es sind die Werte unter dem Graphen, durch ein späteres Aufhören des Laufes, zu nehmen.
Zwei profilierte identische Läufe im Vergleich. Der Unterschied von 18,70 km zu 18,61 km ist marginal.

Abbildungen 7 und 8: Zwei profilierte identische Läufe im Vergleich. Der Unterschied von 18,70 km zu 18,61 km ist marginal.

Identische Läufe im Vergleich - Runde 2

Eine ähnliche Runde am Turmberg mit 17,4 km zeigt ebenfalls eine sehr geringe Abweichung der Gesamtsreckenlänge und eine größere Abweichung bei den Höhenmetern von 415 zu 430 Metern. Interessant ist der starke Unterschied der Anfangshöhe mit 129,2 m und 107,4 Metern, das mit der regelmäßigen Handykopplung deutlich vebessert werden könnte. Karlsruhe liegt 112 m ü.d.M.

Zwei weitere profilierte identische Läufe im Vergleich. Bei diesen beiden Läufen ist „kein“ Unterschied der Streckenlänge festzustellen.

Abbildungen 9 und 10: Zwei weitere profilierte identische Läufe im Vergleich. Bei diesen beiden Läufen ist „kein“ Unterschied der Streckenlänge festzustellen.

Zwei weitere profilierte identische Läufe im Vergleich. Bei diesen beiden Läufen ist „kein“ Unterschied der Streckenlänge festzustellen.

Identische Läufe im Vergleich - Runde 3

Ein weiterer Vergleich einer identischen Runde zeigte nahezu keine Abweichung beim Start- und Endpunkt, jedoch eine Rundenvariation von 11,78 km, 11,68 km, 11,53 km und 11,66 km. Im vorletzten Lauf bin ich die Runde anders herum gelaufen.
Da die Läufe für mich jeweils nur „locker“ waren, ist das für mich nicht relevant, ob die Strecke jetzt 250 m abweicht oder nicht. Bei Tempoläufen und einer genauen Vorgabe der Geschwindigkeit gehe ich auf die Bahn bzw. laufe eine Punkt-zu-Punkt Strecken. Dafür nutze ich speziell die manuelle Rundenansicht von Polar, wie du später bei „Was mich begeistert – Punkt 1“ lesen kannst.

Gezeigt sind vier profilierte Läufe auf der gleichen Runde. Wobei im vorletzten Lauf die Runde „verkehrt herum“ gelaufen wurde. Es zeigen sich größere Unterschiede von 250 m, das aber nur einer Abweichung von ca. 2 % entspricht und innerhalb der Norm liegt.
Gezeigt sind vier profilierte Läufe auf der gleichen Runde. Wobei im vorletzten Lauf die Runde „verkehrt herum“ gelaufen wurde. Es zeigen sich größere Unterschiede von 250 m, das aber nur einer Abweichung von ca. 2 % entspricht und innerhalb der Norm liegt.
Gezeigt sind vier profilierte Läufe auf der gleichen Runde. Wobei im vorletzten Lauf die Runde „verkehrt herum“ gelaufen wurde. Es zeigen sich größere Unterschiede von 250 m, das aber nur einer Abweichung von ca. 2 % entspricht und innerhalb der Norm liegt.
Gezeigt sind vier profilierte Läufe auf der gleichen Runde. Wobei im vorletzten Lauf die Runde „verkehrt herum“ gelaufen wurde. Es zeigen sich größere Unterschiede von 250 m, das aber nur einer Abweichung von ca. 2 % entspricht und innerhalb der Norm liegt.

Abbildung 11 bis 14: Gezeigt sind vier profilierte Läufe auf der gleichen Runde. Wobei im vorletzten Lauf die Runde „verkehrt herum“ gelaufen wurde. Es zeigen sich größere Unterschiede von 250 m, das aber nur einer Abweichung von ca. 2 % entspricht und innerhalb der Norm liegt.

Eine Tempodauerlaufanalyse

Einen weiteren Test absolvierte ich mit längeren GA-2 Intervallen um den Grötzinger Baggersee. Dieser ist 3,4 km lang und wurde dreimal in 10:54,7 min; 10:55,3 min und 10:55,7 min gerannt, das jeweils einem Schnitt von 3:12/km entspricht. Leider rannte ich in den ersten beiden Läufen etwas schneller los, was an der Leistung [W] und dem Tempo [min/km] zu sehen ist. Der erste Lauf wurde mit einer Ø-lichen Herzfrequenz von 172 und einer Ø-Leistung von 442 W absolviert. Der zweite Lauf zeigte eine Ø-liche Herzfrequenz von 177 mit einer Ø-Leistung von 449 W. Der letzte Lauf zeigte ebenfalls eine Ø-liche Herzfrequenz von 177 und eine Ø-Leistung von 448 W. Es ist interessant zu sehen, wie konstant die Leistung [W] gemessen wurde bei den nahezu gleichen Läufen. Wichtig zu wissen ist, dass die Leistung in Zusammenhang mit der Geschwindigkeit bzw. zurückgelegten Strecke errechnet wird. Dabei sind die Abweichungen des GPS natürlich ebenfalls zu erkennen. Ein schöner Vergleich bei den Wattwerten kann bei der vorangegangenen Runde am Turmberg gesehen werden.

Gesamtübersicht der Tempoläufe um den Grötzinger Baggersee
Die erste Runde um den Grötzinger Baggersee.
Die zweite Runde um den Grötzinger Baggersee
Die dritte Runde um den Grötzinger Baggersee

Abbildung 15 bis 18: In der linken Abbildung ist die komplette Übersicht des Programm abgebildet, während rechts die einzelnen Tempoläufe mit einer Länge von 3,4 km dargestellt sind.

Was mich begeistert

Punkt 1

Ich laufe sehr gerne mit Brustgurt zur Herzfrequenzmessung und hier ist Polar der genaueste Datenlieferant.
Zu den einzelnen Funktionen der Uhr möchte ich gar nicht so viel schreiben. Hier gibt es sehr viele Videos und Berichte. Ich zähle nur auf, was ich bei der Uhr am besten finde. Die Trainingsansichten sind bei allen Uhren flexibel wählbar und ganz nach den individuellen Bedürfnissen auswählbar.
Ich finde eine der besten Funktionen, dass Polar grundsätzlich zwischen einer automatischen Runde (bei mir 1km) und einer manuellen Runde unterscheidet. Das geht natürlich auch über unterschieldiche Sportprofile, jedoch finde ich es nervig jedesmal das richtige Profil auszuwählen. Auf der ersten Trainingansicht habe ich die normalen Daten für einen Dauerlauf wie Ø-liche Herzfrequenz, Distanz, Ø-liche Pace und Ø der Pace des aktuellen Kilometers. Für Tempoläufe reicht mit nur die Ansicht der aktuellen Rundenzeit (Trainingsansicht 3).
Bei Intervallen im Gelände nutze ich die vierte Trainingsansicht der manuellen Rundenzeit. Hier wird mir der Ø der aktuellen Runde, Rundendistanz, Rundenzeit und Gesamtzeit angezeigt. Für mich ein deutlicher Mehrwert. Beispielweise absolviere ich einen Dauerlauf von acht km und nutze die erste Ansicht, danach geht es fließend in drei mal vier Minutenläufe über. Da wechsle ich einfach in die Trainingsansicht 4, ohne ein anderes Sportprofil auswählen zu müssen.

Meine Trainingsansichten für Dauerläufe (erstes und zweites Bild), Tempoläufe auf der Bahn (drittes Bild), für Intervalle im Gelände mit manueller Distanz, Geschwindigkeit und Rundenzeit (viertes Bild) sowie weitere Ansichten zur Höhe und Herzfrequenz

Abbildung 19: Die verschiedenen Trainingsansichten meiner Polar Vantage V. Am besten finde ich die Unterscheidung in eine automatische und manuelle Runde.

Punkt 2

Starte ich ein Training ist die Touchfunktion ausgeschaltet. Bei meiner alten Uhr hat sich gerade im Winter, wenn der Pullover bzw. Jacke über der Uhr ist oder bei Regen der Bildschirm sogar die einzelnen Trainingsfelder verstellt. Polar lässt optional nur noch ein Tippen für eine Runde zu.

Punkt 3

Ich habe zur Zeit die Uhr 24 Stunden sieben Tage die Woche am Handgelenk. Daher lässt sich in der Aktivitätsansischt, an den grau/ weiß straffierten Flächen, leicht erkennen wann ich die Uhr geladen habe. Jeder Balken stellt einen Tag seit 1. November bis 13. Dezember dar. An dem großen grauen Balken wurde die Uhr geladen und konnte den Schlaf nicht erfassen. Der erste Kreis stellt das Laden vom 4. auf den 5. November dar.
In den sechs Wochen wurde die Uhr sieben Mal geladen. Das finde ich enorm, für ein kontinuierliches Tracking und acht bis zwölf Trainingseinheiten in der Woche.

Ansicht der Aktivität über einen Zeitraum von sechs Wochen. Dabei stellen die grau weiß straffierten Flächen die Ladezyklen an. Alle 5 bis 6 Tage musste ich die Uhr Laden. Das ist ein deutliches Plus der Uhr.

Abbildung 20: Ansicht der Aktivität über einen Zeitraum von sechs Wochen. Dabei stellen die grau weiß straffierten Flächen die Ladezyklen an. Das ist ein deutliches Plus der Uhr.

Punkt 4

Einen weiteren positiven Punkt finde ich die Aktualisierung der Produktreihen bei Polar. In der Regel wird eine Uhrenreihe alle sechs Jahre geupdatet. Während der langen Produktzyklen wird vor allem die Uhr durch Softwareupdates verbessert (laut Hersteller). Da man nicht alle Jahre eine neue Uhr benötigt finde ich das im Sinne der Ressourcen einen großen Pluspunkt. Das ist aber meine persönliche Meinung.

Warum ist die Aktivitätsanzeige sinnvoll

Polar spricht bei der Aktivitätsanzeige von einem Mindestmaß an Bewegung, die der Körper täglich benötigt, um überhaupt „zu funktionieren“. Die dafür verwendete Einheit ist das MET (metabolisches Äquivalent) und basiert auf der Empfehlung der
Weltgesundheitsorganisation ,sowie der Berücksichtigung des Alters. Eine Meinung soll sich jeder selbst bilden, jedoch hilft eine Ansicht zu erkennen, ob ein Bedarf in deinem Alltag besteht oder du dich generell ausgewogen bewegst. Für einen Leistungssportler ist das in der Regel nicht relevant. Jedoch bei viel sitzender Tätigkeit hilft dir es schwarz auf weiß zu sehen, worin für einen persönlich ein Mehrwert besteht. Ganz nach dem Motto: „Wer rastet, der rostet“